Nachhaltig anlegen
Wir befinden uns mitten in einem gesellschaftlichen Wertewandel und einer Verschiebung hin zu nachhaltigen Investitionen. Diese grundlegende Umschichtung von Kapital in nachhaltige Anlagen gewinnt spürbar an Dynamik. Immer mehr Anleger-/innen sehen sich mit in der Verantwortung, dass ihr Geld Unternehmen finanziert die ethisch und nachhaltig wirtschaften. Und nicht nur auf Rendite achten. Bei der nachhaltigen Geldanlage geht es darum, Umweltaspekte, soziale Fragen und gute Unternehmensführung (ESG) bei der Auswahl der Unternehmen und Fonds mit zu berücksichtigen. ESG steht für Environmental (Umwelt) – Social (Soziales) – Governance (gute Unternehmensführung).
Environmental — Umwelt
Unternehmen üben großen Einfluss auf die Umwelt aus, etwa durch ihren Umgang mit endlichen Ressourcen wie Süßwasser oder dadurch, wie viel Wert sie bei der Produktentwicklung auf Nachhaltigkeit legen. Einige ESG-Anlagen beschäftigen sich daher gezielt mit der Frage, wie achtsam Unternehmen mit der Umwelt umgehen. Denn Umweltsünden sind auch ein Geschäftsrisiko.
Der Klimawandel beeinträchtigt Unternehmen gleich doppelt: Zum einen wirken sich extreme Wetterereignisse, ungewöhnliche Niederschlagsmengen, schwindende Süßwasserreserven und andere Entwicklungen negativ auf ihr Geschäft aus. Das wurde z.B. deutlich, als arktische Wetterbedingungen in den USA Autobauer zwangen, ihre Fabriken zeitweise stillzulegen, und Airlines tausende Flüge streichen mussten. Zum anderen können neue Gesetze zum Schutz der Umwelt – zum Beispiel eine Anordnung, Kohlekraftwerke zu schließen – schlecht vorbereitete Unternehmen aus der Bahn werfen. Der Klimawandel bietet jedoch auch Anlagechancen in Bereichen wie erneuerbare Energien und Technologien.
Social — Soziales
Die globalen Lieferketten werden immer komplexer und erstrecken sich oft über mehrere Kontinente. Da ist es kein Wunder, dass Unternehmen zuweilen den Überblick darüber verlieren, unter welchen Bedingungen Rohstoffe und Komponenten für ihre Produkte hergestellt werden. Doch Nachlässigkeit gefährdet den Ruf, die Betriebsabläufe und die Bilanz.
ESG-Anlagen thematisieren häufig die Arbeitsbedingungen entlang der Lieferketten. Gefährliche, ausbeuterische Bedingungen oder Zwangsarbeit können dem Ruf eines Unternehmens schwer schaden und seinen Marktwert beeinträchtigen. Andererseits sind besonders große Transparenz und innovatives Supply-Chain-Management Pluspunkte.
Im Amazonasbecken zum Beispiel wird viel Rindfleisch für den Export produziert. In der Region werden allerdings immer wieder Fälle von Zwangsarbeit aufgedeckt. ESG-bewusste Portfoliomanager könnten daher Unternehmen auswählen, die mithilfe regionaler Non-Profit-Organisationen die Arbeitsbedingungen auf zuliefernden Farmen überwachen.
Governance — (gute) Unternehmensführung
Anleger können viele böse Überraschungen vermeiden, wenn sie in verantwortungsvoll geführte Unternehmen investieren. Diese denken in der Regel langfristig und werden von Managern geführt, die sich Arbeitskräften, der Umwelt, Verbrauchern und Anlegern gegenüber zu höchsten Standards verpflichtet fühlen. Sie sind transparent, dulden keine Korruption und ermöglichen Anteilseignern einen angemessenen Einfluss auf wichtige Entscheidungen und Kontrollmechanismen im Unternehmen.
Zuletzt hat das Thema Governance mit der Digitalisierung eine weitere Facette erhalten. Der Umgang mit Datenschutz, Netzneutralität, „Fake News“ und anderen umstrittenen Themen reflektiert den Charakter der Unternehmensführung. Und er gibt Hinweise darauf, wie stark neue Gesetze ein Unternehmen beeinträchtigen würden und wie groß das Risiko von Datenpannen ist. Gleichzeitig eröffnen sich Chancen für Unternehmen in den Technologie- und Versicherungsbranchen, die Lösungen für Cybersecurity-Risiken anbieten.
Sie wollen eine Anlage in Fonds und ETFs, die Ihre persönlichen Werte reflektiert, verantwortungsvoll geführte Unternehmen enthält und dadurch langfristig gute Renditechancen verspricht?
Zur Orientierung was die „Nachhaltigkeitsqualität“ konkreter einzelner Anlageprodukte angeht, greifen wir unter anderem auf die Kennzeichnung von Investmentfonds über Siegel durch Branchenorganisationen zurück. Wie hierzulande exemplarisch das LuxFLAG-Siegel für europäische Fonds oder das deutsche FNG-Siegel des Forums Nachhaltige Geldanlagen. Alle Siegel bieten Anlegern die Sicherheit einer sorgfältigen Prüfung und stellen somit ein ESG-Qualitäts-merkmal für die Produkte dar.
Die zentralen ESG-Themen entwickeln sich ständig weiter, da sich auch die Bedingungen an den Märkten, in der Gesellschaft und in der Umwelt verändern. Ein ESG-Ansatz bei der Geldanlage erfordert daher eine Verpflichtung zu klaren Wertvorstellungen und ständige Wachsamkeit, die wir systemseitig in Prozesse und unsere Beratungsgespräche integriert haben.